Fremde adulte Tiere miteinander vergesellschafte

Es gibt viele Möglichkeiten bzw. Methoden zwei Tiere miteinander zu vergesellschaften und fast immer müssen die unterschiedlichen Methoden im Laufe der Vergesellschaftung miteinander kombiniert werden. Eine pauschale Anleitung gibt es nicht, da jede Rennmaus individuell ist. Was für die eine das Richtige ist, kann für die andere das komplett Falsche sein. Demnach muss man manchmal sehr flexibel sein und sich auf die Bedürfnisse der Rennmäuse einlassen.

 

Es kann mitunter ziemlich gefährlich werden, zwei fremde Rennmäuse gleich zusammen zu setzen. Aus diesem Grund verwende ich als ersten Schritt immer die Trenngittermethode.

 

Trenngittermethode

Hierfür eignet sich am besten ein 100er Aquarium. Dieses wird dann in der Mitte durch ein Trenngitter geteilt und auf jede Seite wird eine Maus gesetzt. Aus Sicherheitsgründen sollte das Trenngitter zu Beginn mit einem doppelten Gitter versehen sein, sodass sich die Rennmäuse auf keinen Fall gegenseitig verletzen können. Nach 1-2 Tagen - je nach Verhalten - reicht dann nur noch ein einfaches Gitter.

Die jeweiligen Abteile sind mit frischem Streu, Stroh, Heu, Nistmaterial und natürlich einer Trinkflasche oder alternativ einem Wassernapf auszustatten. Außerdem kann man noch ein kleines Sandbad, einen Rückziehungsort, wie z. B. eine Weidenbrücke, und ein Laufrad anbieten. Besonders das Laufrad ist für sehr aktive Rennmäuse und welche, die mit der Enge nicht gut zurecht kommen, sehr empfehlenswert. Eine Vergesellschaftung verursacht immer Stress und durch das Laufrad können sie sich gut auslasten und sind ausgeglichener.

Man kann die Rennmäuse jetzt 1-2 Mal täglich in den Abteilen hin- und hertauschen - muss man aber nicht. Es reicht auch, wenn man das zur Verfügung gestellte Sandbad tauscht. Es kommt einfach auf die beteiligten Rennmäuse an und wie diese auf das Seitentauschen reagieren: wenn es total scheue Tiere sind, die sich schlecht anfassen und nur mit viel Stress rausfangen lassen, macht es keinen Sinn, einen Seitentausch durchzuführen.

Zwei adulte Tiere sollen natürlich nicht ewig dieser Situation ausgesetzt sein - 8 bis 14 Tage sollten das Maximum sein.

Auf dem Bild ist eine freundliche Kontaktaufnahme zwischen zwei fremden, adulten Tieren zu sehen.

 

Am Tag der Zusammenführung sollte man sich viel Zeit nehmen, denn man muss die Tiere noch genau beobachten, ob auch alles friedlich bleibt. Gerade in der Anfangszeit kann es noch sehr leicht passieren, dass die Stimmung plötzlich kippt.

Eine Weidenbrücke oder ein Häuschen/Unterstand, Holzröhre mit mehreren (!) Eingängen kann bei der Zusammenführung auch helfen, insbesondere bei sehr nervösen Tieren. Vor der Zusammenführung sollten beide Tiere ausgeschlafen und noch einmal gut gefüttert worden sein. Eine schlecht gelaunte Rennmaus ist gerne auf Stunk aus (kennt man ja auch von uns Menschen ;) ) und das erschwert dann eine erfolgreiche Zusammenführung.

Ich rate davon ab, Duftstoffe (Parfum, Maggi, Vanille, Zitrone, usw.) auf die Rennmäuse vor der Zusammenführung aufzutragen. Dies ist nicht im Sinne der Tiere. 

 

Nach dem ersten Kennenlernen durch das Trenngitter (vorausgesetzt es herrscht kein aggressives Verhalten!) muss man sich über die richtige Methode der Zusammenführung Gedanken machen. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten:

Neutraler Boden

Hierbei lässt man die beiden Rennmäuse auf komplett neuem und fremden Terrain zusammen, z. B. in einem 60er oder 80er Aquarium, einer Duna, einem größeren (Umzugs-)Karton, einer Samla-Box, usw.

 

Großraummethode

Bei der Großraummethode wird (meistens) auch der neutrale Boden verwendet. Hintergrund dieser Methode ist der Gedanke, dass sich die Rennmäuse auch mal zurückziehen oder ausweichen können, sollte es ihnen zu viel werden, anstatt sofort zuzubeißen. Als "großen Raum" wird gerne die Badewanne genutzt. Diese sollte man vorher gut heiß abbrausen, damit sie nicht so kalt ist und Handtücher reinlegen. Außerdem gut abwaschen, damit auch alle Reste von Putz- und Desinfektionsmitteln beseitigt sind. Alternativ zur Badewanne kann man die Zusammenführung auch in einem gut überblickbaren (ca. 1qm) Auslauf oder in einem anderen großen Behältnis (z. B. großes Aquarium) durchführen.

Ist alles friedlich, kann man die beiden in einem kleineren Gehege unterbringen (s. o.). Hierbei wieder genau beobachten, wie sie auf die Umstellung und auf den kleineren Platz reagieren.

Die beiden Kandidaten hier wurden erfolgreich auf neutralem Boden auf einer Fläche von 148 x 37 cm zusammengeführt. Zur Entspannung wurden jede Menge Sonnenblumenkerne und eine flachgedrückte Weidenbrücke sowie kleine Heutunnel angeboten - kurz darauf auch ein großes Laufrad.

 

Kleinraummethode

Hierbei werden die Rennmäuse auf kleinem Raum, z. B. in einer (großen) Transportbox, zusammengeführt. Die Enge vermeidet meist ein Jagen, ein Knäulen und/oder Beißen ist jedoch immer noch möglich. Manche Tiere kommen mit dem wenigen Platz nicht zurecht und reagieren dann entsprechend.

 

Panikbox

Diese Methode ist sehr umstritten. Da ich sie auch keinem guten Gewissens empfehlen kann, werde ich sie hier nicht näher erläutern.

 

Zusammenführung in einem der Trenngitter-Abteile

Dies ist das Gegenstück zur Zusammenführung auf neutralem Boden. Hierbei wird einfach das Trenngitter herausgezogen und die Rennmäuse begegnen sich auf bekanntem Boden. Sobald die Rennmäuse auf einer Seite sind, wird (meistens) das Trenngitter wieder herunter gelassen, sodass sie erstmal nur auf relativ kleinem Raum zusammen sind, was dem Hinterherjagen entgegen wirken soll.

 

War die Zusammenführung erfolgreich, so muss jetzt nur noch darauf geachtet werden, dass man die Rennmäuse nach und nach an das endgültige Gehege mit allen Einrichtungsgegenständen gewöhnt.

 

War die Zusammenführung nicht erfolgreich, da sich die Rennmäuse mehrmals ineinander verknäult oder sogar gebissen haben haben, muss man überlegen,

  • ob es überhaupt noch weiter Sinn macht - je nach Schwere der Verletzungen,
  • ob man eine andere Möglichkeit der Zusammenführung wählt und/oder
  • ob man nach "Etappen" weitervergesellschaftet.
     

Etappenmethode

Rennmäuse, die lange alleine waren und/oder schon sehr schlechte Erfahrungen mit anderen Rennmäusen gemacht haben, sind oft nicht leicht zu vergesellschaften. Sie deuten z. B. die Körpersprache der anderen Maus falsch oder gehen lieber auf Angriff über, wenn sie sich unsicher fühlen.

Bei so einer Vergesellschaftung benötigt man besonders viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Zeit.

Die Zusammenführung läuft nach Etappen ab, das heißt, jeden oder jeden zweiten Tag werden die Rennmäuse für kurze Zeit zusammen gelassen. Und zwar genau so lange, dass die "Problemmaus" ein positives Erlebnis mitnimmt. Das können für den Anfang auch nur 5 Minuten sein. Das Ziel ist es jedenfalls, dass diese Rennmaus merkt, dass die andere ja gar nichts Böses will und dass es zu zweit doch viel schöner ist.

Natürlich muss man im Gegenzug einen etwas nachsichtigeren Rennmauspartner haben, der das Spiel auch mitmacht.

 

Zum Schluss muss auch noch gesagt werden, dass sich nicht jede Rennmaus mit einer anderen vergesellschaften lässt und man somit manchmal mehrere Versuche braucht, bis man das richtige Partnertier gefunden hat.

Deswegen ist es auch von Vorteil, wenn man ein Rückgaberecht mit dem vorherigen Besitzer vereinbart, sollte die Vergesellschaftung scheitern (s. Kapitel "Woher die Maus beziehen?).

 

aktualisiert am 30.03.2016


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